… und was sie verhindern, auch ohne zu eskalieren
Von abgeschossenen Drohnen und weißen Ballonen
„Entschuldigung, wenn ich die gefährlichen Empfindsamkeiten und Kriegsbeschäftigungen älterer Herren mit trockenen Häusern und ausreichend Nahrung stören muss, die sich zurzeit in eurasischer, asiatischer, europäischer und nordamerikanischer Regierungsfunktion befinden, aber vielleicht könnten Sie sich wieder darum kümmern, wofür der Job gedacht ist – das Wohl der Bürgerinnen und Bürger. Menschen, kein Staatsgut. Während über abgestürzte Drohnen ohne konkrete Fakten in prekärer Situation laut sinniert wird, weiße Ballons überstilisiert und kriminalisiert, steigende Kriegsszenarien entworfen werden, für die dann die Rüstungsetats erhöht werden, – mit Zivilisation, Weitsicht oder gar Weisheit und Gelassenheit des Alters hat das nicht viel zu tun –, kämpfen in exakt demselben Moment ganz praktisch Menschen um ihr Leben (und sterben vielfach): in Überschwemmungen, Stürmen und Umweltkatastrophen (Madagaskar, Mosambik, Malawi, Philippinen, Peru), und ist die Rate der Menschen, die Armut und Hunger leiden infolge der Coronapandemie und Klimakrise so hoch wie nie zuvor. Ich denke, es käme allen zugute, – wenn das tatsächlich gewollt ist, das weiß man ja in diesem perpetuum mobile von Macht und Gier nicht so richtig –, wenn alle Anstrengungen in diese Richtung gingen.
Aber vielleicht ist das ja zu langweilig
… und die Herren brauchen immer ein bisschen Action … ein bisschen Putsch, Unruhe oder wahlweise Kreditabhängigkeiten forcieren bei so vielen, schönen, seltenen Erden hier, Waffen an die Drogenmafia per LKW verschicken dort, falsche Nachrichten verbreiten und junge Männer im Kriegsgeschehen verheizen hier und dort. Vielleicht könnte man sich, – revolutionärer Vorschlag –, zur Abwechslung mal wieder auf das Leben konzentrieren und ehrlich für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit eintreten statt doppelzüngig zu reden und an der Macht zu kleben – auch wenn das Kriegsgeschäft, ob Herstellung, Vertrieb oder Anwendung, so eine verdammt verlockende Beschäftigung ist – so aus der Ferne! Ich weiß nicht, wie Sie das teilweise mit dem in den Spiegel gucken abends regeln, wenn die Millionen und Milliarden in Pandemie, GreenNewDeal und Krieg in nur wenigen Händen gewandert sind. Sie müssten reihenweise zerspringen vor Scham.
Ich liebe diesen Planeten
… und das Leben auf ihm und ich glaube, dass es mindestens der Hälfte so geht. Rein demokratisch, (repräsentativ, nicht dieses neue Zeugs da, dieses partizipative, wo jeder eine Stimme hat, da bekämen wir ja Gerechtigkeits-Schockstarre) ist das die Mehrheit. Vielleicht könnten Sie das mal berücksichtigen und sich vergegenwärtigen, was für eine unfassbare Egomanie das unter dem Deckmantel des Staatsmännischen ist, wenn das nächste Mal an möglichen Szenarien gebastelt und darüber nachgedacht wird, wo was bombardiert werden soll.
Ach ja, und ehrlich zu sich selbst sein – und wenn’s schwer fällt, einfach mal die Kinder fragen, die sollen da ja weniger bestechlich und ganz unverblümt sein (allerdings könnte das Ergebnis anders sein als gedacht… viele von ihnen können vor Hunger und Unterernährung infolge von Dürren (Mali, Simbabwe, Horn von Afrika, Burundi, Angola …) und Umweltvergiftungen im Umfeld vom Bergbau (Yanomami, Brasilien …), kaum mehr sprechen).
Und mit dem Denken immer auch sein Herz befragen vorm Handeln und allen Seiten zuhören. Zuhören soll übrigens grundsätzlich gut sein.
Und wenn Sie sich fragen
… und anfangen zu denken, ja, aber wie denn jetzt, wer ist denn jetzt gemeint, wer ist der Böse und der Gute? Ich habe doch (wahlweise) nur in Bergbau gemacht; ich will doch nur die guten E-Autos, da braucht man Lithium (waas, es gibt nicht genug für alle und die Umwelt geht dabei kaputt, nunja, das ist schade, aber dafür haben sie jetzt mehr Geld, knurspel, knurspel, oh, kann man nicht essen?); nur korrumpiert in der Pandemie, nur keine globale Zusammenarbeit für gute Impfstoffe und medizinische Versorgung zugelassen; nur Waffen gehandelt, nicht geschossen (… gegen die Landbevölkerung in Mexiko zum Beispiel… oder an welchen der vielen Kriege dachten Sie?), mit diesem Krieg X dort habe ich nichts zu tun, den hat Y angefangen…, dann gehen Sie zu dem Punkt mit dem ehrlich sein und fragen Sie sich, wo fangen die Dinge an und wo hören sie auf? Da kann man historisch ruhig ein bisschen zurückgehen, jetzt nicht um Gebiete zu beanspruchen, das könnte ja jeder (Mexiko zum Beispiel, den halben Süden der USA, machen sie aber nicht, habe ich gehört, die positionieren sich eher gegen Waffenlieferungen, gegen die aktuelle, staatlich angeordnete Gewalt unter Boluarte gegen die eigene Bevölkerung und schmeißen Glyphosat/Bayer aus dem Land), sondern um zu gucken wie das aktuelle globale Desaster an Ungerechtigkeit und Klimazerstörung denn so entstehen konnte und was das denn auf sich hat mit den Ursachen und Auswirkungen (wahlweise können Sie auch Eduardo Galeanos Buch „Die offenen Adern Lateinamerikas“ lesen, da gibt’s dann keine Missverständnisse. Hat übrigens Chavéz Obama zur Amtseinführung in die Hand gedrückt. Er hat’s wohl nicht gelesen, oder nicht verstanden, war auf spanisch.), diese politisch und wirtschaftlich ganz unattraktiven Dinge wie „Verantwortung“ (Ha, der hat angefangen, ich entschuldige mich nicht), Integrität (wumms, erschlagen von der ganzen Schwere), Gerechtigkeit (fällt mir gerade kein Zitat ein). Das Ding mit dem global handeln und lokal denken (ups, tatsächlich vertauscht, wie kommt das nur).
Was ist das für ein – mit Verlaub – Scheiß-Argument
… mit dem ständigen mit-dem-Finger-auf-andere-zeigen und sagen „Der hat aber zuerst, der muss aber zuerst, die machen ja auch nicht, weshalb ich“, wenn es darum geht, unseren Lebensraum zu retten und für unser vergangenes Handeln einzustehen. Zum Beispiel Menschen, die just im Moment vor (Bürger-)krieg, Wirtschaftsnot, Klimakatastrophe, Rassismus, Verfolgung fliehen oder in brutalen Auffanglagern den letzten Funken an Hoffnung verlieren (es gibt unmissverständliche Interviews mit den Menschen in den Lagern, die sehr genau wissen, was passiert. Sie sind da, auch wenn wir nicht hingucken und kommunale „Städte sicherer Häfen“-Initiativen ohne Umsetzung bleiben), eine zumindest Übergangs-Bleibe zu geben und dazu beizutragen, die Ursachen zu bekämpfen (schon wieder ehrlich zu sich selbst sein, langsam wird’s anstrengend), statt weiter mit einer in der Historie (da ist sie) verankerten Selbstverständlichkeit Pfründe zu beanspruchen, (Bodenschätze, Naturparks als CO2-Emmissionsausgleich inklusive Vertreibung Indigener oder wie US-Militärchefin Richardson es als Gipfel unübertrefflicher Arroganz über Lateinamerika als einem öffentlichen Kaufhaus gleich zusammenfasste: „Diese Region ist sehr wichtig für unsere nationale Sicherheit“. Es gebe dort einen neuen Wettbewerb – Russland und China – und jede Menge Arbeit zu tun.), dumpf auf Hilfsprogramme zu verweisen oder heuchelnd bedauernd von „wir müssen unsere Grenzen sichern und Exempel statuieren“ zu sprechen. Wehe dem, es ginge um das eigene Kind, da gäb es flugs Argumente, warum es einen Pass braucht. Sie haben keine Kinder? Es hat keine Not? Na dann ist ja alles gut.
Undsoweiter.
Ich denke, Sie wissen worum es geht. Nein? Es geht um das Leben. Immer übrigens. Um ein gutes Leben für alle, ein würdevolles. Für diese wertvolle Zeit auf diesem wundervollen Planeten. Darum, den Fokus darauf zu richten, für das Leben einzutreten statt gegen den Krieg. Für Gerechtigkeit, Gleichgewicht, Respekt. Für Zuhören und Kooperation, statt zu meinen zu wissen und für dieses kleine, verletzte Ego großartige gemeinsame Wege aufs Spiel zu setzen.
Es geht darum, die Bereitschaft zu entwickeln, das ganze Bild sehen zu wollen, zu erkennen, dass alles miteinander verbunden ist. Der Dalai Lama nennt es Interdependenz oder die Leerheit aller Dinge: nichts existiert aus sich selbst heraus. Auch gefährliche Empfindsamkeiten sind nur einen Hauch entfernt von Mitgefühl und Güte, wenn es uns gelingt, für einen Moment innezuhalten und uns von ihnen zu lösen. Eine umfassende Perspektive zuzulassen, die alles einschließt – Ursachen, Handeln, Auswirkungen… oder anders: mich, dich, uns-zwei, wie Tyson Yunkaporta es in Sand Talks aus der Perspektive der Aborigines benennt, und die Erde …, statt diese unermessliche Vielfalt des Lebens, diese Komplexität künstlich zu beschneiden und sie und uns selbst mit beleidigenden schwarz-weiß-pro-contra-richtig-falsch-Plattheiten zu erschlagen. Uns endlich einzugestehen, dass Leben ein immerwährender Prozess ist und nicht in Schubläden passt, wir die Dinge nicht kontrollieren können, nur ein winzig kleiner Teil des Ganzen sind, (auch wenn wir gerade daran arbeiten, unseren Lebensraum zu zerstören – das ist kein Beweis, die Krone der Schöpfung zu sein) und sich alles partout ständig wandelt. Wir können uns nur hingeben und immer wieder neu die Dinge so gut wie möglich machen und darüber zu einem guten Leben für alle beitragen, „damit die Kinder in Kabul oder Bagdad sicher in ihren Betten schlafen können und dadurch auch meine Kinder sicher in ihren Betten schlafen können“, wie der Dalai Lama das Prinzip der Interdependenz einmal beschrieben hat. Das wiederum ist schon sehr groß.
Ein Mensch –
– Frau und Mann, Kind und Alte, in allen Farben, Nord und Süd, Ost und West, Land und Insel, traurig und fröhlich, alleine und geliebt. Zuversichtlich, dass zu jeder Zeit eine unerklärliche Woge an Erkenntnis möglich ist, unvorhergesehene Wendungen zu Mit-Menschlichkeit und überzeugt, dass der berühmte Schmetterlingsflügelschlag – Symbol der Zuversicht, der Verwobenheit aller Dinge, klein wie groß und geboren aus dem Loslassen und dem Sterben – entscheidend sein kann! Auf das es mindestens zwei werden, :die es rasend schnell weitererzählen:!